Von wegen "lahme Spritfresser" 

 

Automatikgetriebe sind auf dem Vormarsch

  1. November 2018

Ein lange und vielfach augenscheinlich auch sehr gern ausgefochtener Glaubenskrieg scheint sich dem Ende zuzuneigen – zumindest wenn man vielen Auto-Experten glauben will.

 

Denn nach ihrer Einschätzung wird das „gute alte“ Schaltgetriebe in naher Zukunft „aussterben“.

 

Warum?

 

Weil autonome Fahrzeuge und solche mit Elektroantrieb besser mit Automatikgetrieben harmonieren. Der Abschied vom lieb gewonnenen Schaltknüppel wird einigen sogenannten sportlichen Fahrern möglicherweise schwerfallen. Aber hat der alte „Schalter“ denn wirklich noch Vorteile im Vergleich mit einem modernen Automatikauto?

 

Spätestens im innerstädtischen Stop-and-go-Verkehr während der Rushhour oder im Stau kommen daran Zweifel auf. Denn eine Automatik kann dabei ihren Komforttrumpf voll ausspielen – im Gegensatz zu den vielen Kuppel- und Schaltvorgängen, die beim ständigen Anfahren und Abbremsen nötig sind. In solchen Situationen können selbst eingefleischte Schaltfans ins Grübeln geraten. Zumal ihnen inzwischen auch das Argument des sportlicheren Fahrens im Auto mit Schaltgetriebe weitgehend abhandengekommen ist. Nicht umsonst werden einige Sportwagen fast nur noch mit automatisierten Schaltungen verkauft bzw. angeboten.

 

Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass die modernen Automatikgetriebe weitgehend frei sind von den Nachteilen ihrer Vorfahren: Heute liegen die Verbrauchswerte von Autos mit manuellen Getrieben und denen mit Automatik nahezu gleichauf. Das alte Ressentiment, dass Automatikgetriebe Spritfresser seien, ist also überholt – und war es früher schon teilweise. Dagegen erweisen sich bei Autos mit Schaltgetriebe vielfach deren Lenker am Steuer als die eigentlichen Umweltsünder, weil ihr sogenannter sportlicher Fahrstil den Treibstoffverbrauch unnötig hochtreibt. Automatikgetriebe dagegen sind in der Regel darauf ausgelegt, möglichst schnell in einen Sprit sparenden Gang zu wechseln.

 

Auch die Kritik an den zum Teil langen Schaltpausen beim Gangwechsel früherer „lahmer“ Automatikfahrzeuge hat heute keine Berechtigung mehr – im Gegenteil:

 

Einige automatische Getriebe schalten inzwischen schneller als es die meisten Autofahrer vermögen. So vollziehen etwa moderne Getriebe mit Doppelkupplung Schaltvorgänge besonders zügig. Dadurch erweisen sie sich beim Beschleunigen für sportliche Piloten ebenfalls als vorteilhaft. Und auch eine zeitgemäße Wandler-Automatik erledigt die Schaltvorgänge erheblich schneller als früher und inzwischen auch ohne auffällige Schaltpausen.

 

Dennoch sind Automatikfahrer europaweit gesehen immer noch in der Minderzahl – obwohl der Marktanteil dieser Getriebe in den zurückliegenden Jahren stetig zugenommen hat. Jüngsten Erhebungen zufolge sollen in der EU noch 68 Prozent der Autofahrer mit einer Handschaltung unterwegs sein. In den USA und Asien hingegen ziehen die Kunden schon länger die Bequemlichkeit einer Automatik dem Schaltknüppel vor. So sind knapp drei Viertel aller US-Pkw mit automatischen Getrieben ausgestattet.

 

Doch auch hierzulande und in den europäischen Nachbarstaaten dürfte der technische Fortschritt die Fahrzeuge mit Schaltgetriebe zunehmend in die Defensive drängen. Denn bei Hybrid-, Elektro- und autonom fahrenden Autos mache ein Schaltgetriebe keinen Sinn mehr, argumentieren Experten. Sie verweisen hierbei darauf, dass schon jetzt viele Fahrassistenten – wie etwa Abstandtempomat oder Stauassistent – ihre Vorteile erst in Kombination mit einem Automatikgetriebe voll ausspielen können. Und ein Elektromotor braucht erst gar keine Schaltung, weil er linear von null auf Höchstleistung hochdreht.

 

Somit dürfte nicht nur das Plus an Komfort auf Dauer dem Automatikgetriebe zum Vorteil gereichen. Der Trend in diese Richtung wird schon heute deutlich: Denn längst werden nicht mehr nur wie früher überwiegend Automodelle des hochpreisigen Segments mit Automatik angeboten. In Fahrzeugen der Mittelklasse sowie Kleinwagen wenden sich die Kunden gleichfalls immer häufiger vom Schalter ab. Denn diese können längst auch nicht mehr mit einem deutlichen Preisvorteil punkten.

 

Quelle: Goslar Institut www.goslar-institut.de (link is external)

 

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